Unterzeichnung der Europäischen Gleichstellungscharta
Die „Europäische Charta zur Gleichstellung von Frauen und Männern auf der lokalen Ebene“ wurde vom Rat der Gemeinden und Regionen Europas (RGRE) erarbeitet und am 12. Mai 2006 beschlossen.
Am Freitag, 30.11.2018 hat Oberbürgermeister Peter Boch im Reuchlinhaus die Charta im Rahmen eines Festakts unterzeichnet. Bei der Unterzeichnung zugegen waren die Vizepräsidentin des Europäischen Parlaments und zugleich Ehrengast und Festrednerin des Abends, Evelyne Gebhardt sowie die Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Pforzheim, Susanne Brückner. Letztere hatte den Beitritt der Stadt Pforzheim zur EU-Charta initiiert und den Festakt organisiert.
Unter dem Motto „ChancenGLEICH in Pforzheims Zukunft“ begrüßte Oberbürgermeister Boch mehr als 100 Gäste aus Politik, Verwaltung und Stadtgesellschaft. Mit der Unterzeichnung der Charta verpflichtet sich die Stadt Pforzheim freiwillig ihre Anstrengungen für die Gleichstellung von Frau und Mann voranzutreiben sowie Diskriminierung und Benachteiligung nachhaltig zu bekämpfen. „Die Gleichstellung von Mann und Frau ist Grundrecht und es ist unsere Aufgabe, als Stadt dafür Sorge zu tragen, dass unsere Bürgerinnen und Bürger dieses demokratische Grundrecht in Ihrem Alltag ausüben können“ so der Oberbürgermeister. „Deshalb ist es für mich als Oberbürgermeister auch eine Selbstverständlichkeit die Europäische Charta für die Gleichstellung von Mann und Frau auf lokaler Ebene zu unterzeichnen.“
In seinem Grußwort würdigte der am 20. November neu in das Amt des Präsidenten des Rats der Gemeinden und Regionen Europas gewählte Oberbürgermeister der Stadt Karlsruhe, Dr. Frank Mentrup das Engagement der Stadt Pforzheim in Sachen Gleichstellung von Frauen und Männern und gratulierte zur Unterzeichnung der EU-Charta. Zugleich unterstrich er die Verpflichtung, welche die Stadt Pforzheim hiermit eingeht. Er verwies darauf, dass es nun für Pforzheim gelte, die Charta mit Leben zu füllen und konkrete Maßnahmen zur Förderung der Geschlechtergerechtigkeit zu entwickeln und diese in einem Aktionsplan festzulegen.
In ihrer sehr persönlich gehaltenen Festrede ging die Vizepräsidentin des europäischen Parlaments anschließend darauf ein, wie sie in jungen Jahren als französische Staatsbürgerin den Stand der Gleichstellung der Geschlechter in Deutschland erlebt hat. Für sie völlig unvorstellbar sei es gewesen, dass im Deutschland der siebziger Jahre eine verheiratete Frau noch ihren Ehemann fragen musste, ob sie berufstätig sein durfte. Ebenso befremdlich sei es für sie damals gewesen, dass in Deutschland Frauen bei der Eheschließung ihren Geburtsnamen aufgeben mussten. Vieles habe sich seither in Sachen Gleichstellung weiterentwickelt, es bliebe aber auch noch sehr viel zu tun.
Moderatorin Andrea Katz sprach mit den Teilnehmerinnen der anschließenden Talkrunde über exemplarisch ausgewählte Themen- und Handlungsfelder der EU-Charta. Neben Fragen nach der Rolle und Verantwortung der Politik im Kontext der EU-Gleichstellungscharta und der nach wie vor geringen Repräsentanz von Frauen in den Parlamenten ging es auch um das Thema Gewalt im Geschlechterverhältnis sowie um die Wirkmächtigkeit stereotyper Rollenbilder und tradierter Rollenerwartungen. Gesprächsteilnehmerinnen waren Bürgermeisterin Sibylle Schüssler, die Geschäftsführerin des Vereins Lilith e.V., Angela Blonski, und die Gleichstellungsbeauftragte, Susanne Brückner. Am Stehtisch legte anschließend Oberbürgermeister Boch im Gespräch mit der Moderatorin seine Vorstellungen zum Thema Gleichstellung in der Wirtschaft dar und ging in diesem Kontext auch auf das neue Vorhaben „Smart City“ und Beteiligungsmöglichkeiten für Frauen hierbei ein.
In ihrem Schlusswort hob die Gleichstellungsbeauftragte hervor, dass sie sich an ihre Amtseinsetzung im Jahr 2013 erinnert fühle. Damals habe sie bei ihrer Antrittsrede skizziert, wo sie Chancen sehe, die Stadt Pforzheim gleichstellungspolitisch zukunftsfähig auszurichten. Drei Dinge habe sie damals hervorgehoben: Die EU-Gleichstellungscharta als strategischen Überbau, den internen Chancengleichheitsplan für die rund 2600 Beschäftigten bei der Stadt Pforzheim und deren Eigenbetrieben und die Zertifizierung durch die gemeinnützige Hertie Stiftung als famillienbewusste und demografie-orientierte Arbeitgeberin. Alle drei strategischen Maßnahmen seien nun auf den Weg gebracht worden. An dieser Stelle dankte sie den Stadträtinnen und Stadträten der Stadt Pforzheim, der Verwaltungsspitze mit Herrn Oberbürgermeister Boch und Frau Bürgermeisterin Schüssler, die beide beim Festakt anwesend waren sowie den beiden ebenfalls anwesenden Vorsitzenden des Gesamtpersonalrats Franz Herkens und Beate Labus, die vor allem bei den verwaltungsinternen gleichstellungsbezogenen Vorhaben unterstützen. Nach dem Dank an die Rednerinnen und Redner des Abends, an die Moderatorin und an die beiden Musiker von Piano Mallets, Roland Härdtner und Holger Engel, fand der Abend seinen Ausklang beim Empfang im Foyer des Reuchlinhauses.